Welche Krankheiten können Wölfe bekommen?

Wölfe können die gleichen Krankheiten und Parasiten bekommen wie Hunde. Auch hier gibt es für den Menschen gefährliche und ungefährliche Krankheiten.

Für den Menschen gefährliche Krankheiten sind die Tollwut und der Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis).

Tollwut: Deutschland gilt seit 2008 als tollwutfrei. Deswegen geht von dieser Krankheit im Moment keine Gefahr mehr aus. Wildtiere, wie der Wolf, der Fuchs aber auch Waschbär und Marderhund werden dennoch weiterhin überwacht, um eine Wiedereinschleppung der Tollwut frühzeitig zu erkennen und dem entgegen zu wirken.

Fuchsbandwurm: Der Fuchsbandwurm ist ein Endoparasit, bei dem der Fuchs als Endwirt auftreten kann. Durch infizierten Kot ist eine Übertragung des Fuchsbandwurms auf den Menschen möglich.  Der Mensch fungiert hier als Fehlzwischenwirt und kann daraufhin an der alveolen Echinoccoccose erkranken. Diese Krankheit ist mitunter lebensgefährlich. Die Anzahl der Infektionen bei Menschen ist jedoch sehr gering, Verbreitungsschwerpunkte des Fuchsbandwurms in Deutschland sind die Schwäbische Alb, die Alb-Donau-Region und das Allgäu. In diesen Gebieten beträgt die Infektionsrate der Füchse 50 bis 100%. Nördlich dieser Regionen sind weniger als 5% der Füchse mit E. multilocularis infiziert.

Für den Menschen ungefährlich sind Räude, Staupe, Parvovirose und die Aujeszkysche Krankheit (Pseudowut).

Räude: Die Räude ist eine von Räudemilben ausgelöste Ektoparasitose. Die Ansteckung erfolgt in der Regel über direkten Körperkontakt. In Folge von entzündlichen Reaktionen und durch den starken Juckreiz, begleitet von sekundären bakteriellen Infektionen der Haut, kommt es zu Haarausfall und Verschorfung der Haut. Befallene Tiere haben einen schlechten Fellzustand, durch das ständige Kratzen entstehen kahle Stellen an verschiedenen Körperteilen, z.B. am Rücken und am Schwanz. Im fortgeschrittenen Stadium können betroffene Tiere eine verzögerte Fluchtreaktion zeigen, sie verhalten sich jedoch gegenüber Menschen nicht aggressiv. Räude ist stark ansteckend für andere Karnivoren. Räudeausbrüche können in Wolfspopulationen zu einer deutlich erhöhten Mortalitätsrate, insbesondere unter den Welpen führen. Tiere mit starkem Immunsystem können die Krankheit aber völlig ausheilen, selbst wenn sie massiv befallen sind. Die Räude tritt sehr häufig  bei Füchsen und Marderhunden auf und wird von diesen auch übertragen. Eine Ansteckung von Haustieren ist zwar möglich, lässt sich jedoch gut behandeln. In seltenen Fällen kann sich der Mensch mit diesen Räudemilben infizieren und bildet eine so genannte Trugräude aus, die im Allgemeinen auch ohne Therapie abheilt.

Staupe: Das Canine Staupevirus ist vor allem an Hunden bekannt und bei Wölfen eher selten. Eine Ansteckung erfolgt vor allem über direkten Körperkontakt, Sekrete und Exkremente. Kennzeichnend für die Erkrankung sind hohes Fieber und Abgeschlagenheit. Je nach befallenem Organsystem können Durchfall und Erbrechen oder Atemwegssymptome auftreten. Im weiteren Verlauf kann es zu einer Schädigung des Gehirns mit zentralnervösen Ausfallerscheinungen kommen. Da die meisten Hunde in Deutschland gegen die Staupe geimpft sind, ist eine Übertragung von Hunden auf Wölfe unwahrscheinlich. Jedoch sind Staupe-Epidemien, wie sie immer wieder bei Füchsen auftreten, für befallene Tiere, besonders Jungtiere, gefährlich. Sie können nach Beobachtungen im Yellowstone Nationalpark eine Welpensterblichkeit von bis zu 68% auslösen. Menschen sind für Staupe nicht empfänglich.

Parvovirose: Das Canine Parvovirus (CPV) wird über Exkremente infizierter Tiere verbreitet und kann von diesen aus auch durch Insekten übertragen werden. Im Krankheitsverlauf löst es, abhängig von Alter und Kondition des infizierten Tieres, starken Brechdurchfall bis hin zur tödlichen Dehydrierung aus. Eine durch Hunde eingeschleppte CPV-Infektion führte Anfang der 1990er Jahre zum Zusammenbruch der Wolfspopulation auf der Isle Royale (U.S.A.). Jedoch sind die meisten Hunde in Deutschland gegen Parvovirose geimpft. Wie auch bei der Staupe ist eine Übertragung der Parvovirose von Hunden auf Wölfe somit unwahrscheinlich. Das Virus ist nicht auf Menschen übertragbar.

Pseudowut: Die Pseudowut oder auch Aujeszkysche Krankheit (AK) ist eine Virusinfektion, der Erreger gehört zur Herpesfamilie. Bei nahezu allen Säugetieren verläuft die Infektion tödlich. Menschen, andere Primaten und Pferde sind für die Pseudowut nicht empfänglich. Die Ansteckung erfolgt über den direkten oder indirekten Kontakt zu (Wild-)Schweinen, welche nach der Infektion ihr ganzes Leben lang infiziert bleiben. Von anderen infizierten Karnivoren, wie Wölfen, geht keine Ansteckung aus, da diese Tiere den Erreger nicht ausscheiden, somit ist eine Ansteckung von Wolf zu Wolf oder von Wolf zu Hund nicht möglich.

Nach einer Infektion kommt es schnell zu einer Gehirn- und Rückenmarksentzündung mit zentralnervösen Ausfallerscheinungen (bei Rindern und Hunden wurde zusätzlich starker Juckreiz beschrieben) und danach zum Tod des Tieres. Die Krankheit zählt zu den anzeigepflichtigen Tierseuchen. Deutschland ist seit 2003 anerkannt AK-frei bei Hausschweinen, jedoch tritt die AK wieder vermehrt beim Wildschwein auf. Dies wird auch in anderen europäischen Ländern beobachtet. Der Tod tritt bei Hunden und Wölfen nach Auftreten der Symptome sehr schnell ein (1 – 2 Tage).